Zahnerkrankungen beim Heimtier
Zahnprobleme - unsere Kaninchen, Meerschweinchen und andere Nager leiden oft darunter. Und sie machen es uns nicht leicht das zu erkennen. Aus zwei Gründen: Als „Beutetier“ liegt es in ihrer Natur, ein Problem so lange wie möglich zu verstecken. Bei Zahnprobleme zeigen sich oft bei den Heimtieren erst andere Symptome, deren eigentliche Ursache aber die Zahnerkrankung ist.
- Abgeschlagenheit und schlechtes Allgemeinbefinden
- sie fressen weniger oder gar nicht mehr (Anorexie)
- sie zeigen Interesse am Futter, fressen aber dennoch nichts (Pseudoanorexie)
- Speicheln
- Gewichtsverlust
- Veränderungen der Kaubewegungen und/oder der Art und Weise, wie das Futter aufgenommen wird
- Umfangsvermehrungen im Kopfbereich (z.B. Schwellungen am Kiefer)
- Hervortreten eines Auges
- Ausfluss aus Augen oder Nase (vor allem einseitig)
- Verdauungsstörungen
Deshalb ist es wichtig, die Tiere regelmäßig bei der Futteraufnahme zu beobachten, ihr Verhalten und ihr Allgemeinbefinden zu bewerten. Beim Streicheln und sanften Abtasten der Kopf-Halsregion erkennt man, ob Schwellungen aufgetreten sind. Wichtig ist auch, die Tierchen regelmäßig – am besten einmal wöchentlich - zu wiegen, um zu erkennen, wenn sie abnehmen.
Die herbivoren (=pflanzenfressenden) Kleinsäuger Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla und Degu haben lebenslang wachsende Schneide- und Backenzähne. Bei den Kleinnagern (Rennmaus, Maus, Hamster, Ratte) wachsen nur die Schneidezähne ein Leben lang. Deshalb sind diese Tiere darauf angewiesen, dass sich die Zähne bei der Futteraufnahme „abreiben“.
Gründe, warum das nicht passiert und schwere Zahnproblem entstehen können, sind unter anderem genetische Ursachen, Fütterungsfehler und Traumata - wie zum Beispiel ein Sturz.
Folgen sind beispielsweise gebrochene Zähne, Fehlstellungen und/oder Überlängen der Zähne. Die Zähne können in die Maulhöhle aber auch zu weit in den Kieferknochen (sog. retrogrades Wachstum) hineinwachsen. Beides verursacht Schmerzen und Probleme.
Eine Besonderheit beim Meerschweinchen sind die sog. Riesenzähne (oder auch Klumpzähne, Makrodontie). Diese Zähne sind verbreitert und die Zahnstruktur ist verändert. Die Ursache ist bisher ungeklärt. Allerdings tritt diese Veränderung häufiger auf als bisher angenommen. Auffallend sind dabei oft zunächst die sekundären Veränderungen wie die Überlängen aller Zähne und die Brückenbildung der Unterkieferbackenzähne, die mit dem Vorhandensein eines Riesenzahns einhergehen.
Wichtig ist allen Zahnerkrankungen auf den Grund zu gehen – und das möglichst früh. Einen ersten Hinweis gibt uns in der Praxis die Untersuchung der Maulhöhle mit einem Spekulum. Hierzu muss das Tier nicht schlafen gelegt werden.
Wie bei einem „Eisberg“ sehen wir leider nur „die Spitze“, denn der größere Teil eines Zahns liegt im Kieferknochen. Das Röntgen oder eine Computertomographie des Schädels liefern genaue Diagnosen, auf die wir die Therapie abstimmen, die wir selbstverständlich mit Ihnen absprechen.
Leidet das Tier an einer Zahnerkrankung, handelt es sich meistens um eine Problematik und eine Veranlagung, die lebenslang besteht. Deshalb ist bei diesen Patienten die regelmäßige Kontrolle immens wichtig, damit Folgeschäden vermieden werden können.
Wichtig ist und bleibt die regelmäßige Zahnkontrolle und die richtige Fütterung. Gerne stehen wir Ihnen hier zur Seite und beraten Sie. Auch wenn bereits eine Zahnerkrankung vorliegt, sind wir gerne für Sie da, damit es Ihrem Tier bald besser geht.